Saturday, October 1, 2011

Ausflug in die Dünen

Wir packen das Auto voll Handtücher und Sonnenöl und lassen uns vom Navi aus der Stadt führen. Im Süden liegen die Industriegebiete, Öl- und Gasraffinerien, die dem Land seinen Reichtum bescheren. Lange Wohnblöcke und Stripmalls säumen schnurgerade Straßen durch Stein- und Krautwüste, ein bisschen wie Eisenhüttenstadt oder Nowe Tichy: am Reißbrett entstandene Arbeitersiedlungen, effizienter Wohnraum, auf der Landkarte als "Bachelor Housing" ausgewiesen. Hier wohnen meilenweit nur Männer, die von Samstag bis Donnerstag in überfüllten Bussen dahin gefahren werden, wo die Luft nach Gas riecht und Flammen über den Schloten stehen. Stacheldraht und Fotografierverbot: "No trespassing."
Es beginnen die Sanddünen. Ordentlich aufgereiht warten hinter Bretterverschlägen und unter Sidra Bäumen Krads auf Städter, die dem Stau entkommen und  sich im Sand austoben wollen. Wir fahren weiter bis zum Tor des Sealine Resort, einer Grünanlage am Meer, umgeben von Wüstensand. Man kann sich für einen Kurzurlaub im Bungalow einmieten oder tageweise bezahlen.
Das Wasser ist heißer als die Luft und so salzig, dass es in den Beinen brennt. Ich mache Bekanntschaft mit den Nesseln einer Feuerqualle, die mich für eine Stunde auf die Liegewiese verbannt: Essigumschläge und Blasen auf der Haut. Am Strand kann man Bedus auf stolzen Pferden beobachten, Kamele grün-silbern besattelt. Die Sonne verschwindet groß und rot hinter Bergen aus Sand, und eine schmale Mondsichel steigt über den Wohnwagen und Getränkezelten auf. Aus einem Radio ertönt ein Männerchor zu Handtrommel und Guitarre; es riecht nach Salz und Grillfleisch. So beginnt die arabische Wüstennacht...

No comments:

Post a Comment