Friday, October 14, 2011

Himmelserscheinung

Schwer liegt ein bleierner Himmel auf der Stadt. Zum ersten Mal Muster im Blau: dicke Wolken; die Sonnencreme kann zu Hause bleiben! Das Thermometer klettert auf dreißig Grad; die fühlen sich an wie vierzig in der feuchten Luft. Alles klebt und gähnt und schleppt sich durch den Donnerstag: Morgen ist frei; da dudeln die Radios und scheppert Geschirr in den Küchen. Faule Katzen auf staubigen Motorhauben, surrende Klimaanlagen und pfeifende Arbeiter.
 Irgendwann spätnachmittags durchbricht ein Klopfen die lähmende Ruhe. Es klopft nocheinmal, und noch - binnen fünf Sekunden trommelt es laut aufs Dach: Wasser! Senkrecht vom Himmel! Kinder auf der Straße machen Luftsprünge, versuchen Tropfen zu fangen. Staub auf den Autos wird matschig und braun. Neugierige versammeln sich in den Eingängen. Es regnet! Zum ersten Mal verstehe ich das Arabisch der Nachbarn - und sie verstehen mich! Mein Sprachkurs zahlt sich auf subtile Weise aus. Fünf Minuten später ist alles vorbei und Gesprächsstoff für die nächsten Tage. Die Käseglocke aus Milchglas, die sich bis jetzt über den Tag stülpte, lüftet sich; Bewegung kommt in die Menschen. Man macht sich auf in die Parks und Sportanlagen, bevölkert die Spielplätze, besetzt Bänke und Plätze: Wochenende!

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