Wednesday, November 23, 2011

Al Khor

Einen friedlichen Feiertagsspaziergang macht man besser in der kleinen Hafenstadt Al Khor, als im chronisch überfüllten Doha, wo am Freitagnachmittag alle zugleich zur Corniche oder auf den Souk strömen. Al Khor im Norden von Qatar hat im Stadtzentrum eine große weiße Moschee, blinkende Elektronikgeschäfte, fettige indische Kantinen, einen von Arbeitern belagerten Busbahnhof und ein paar zertetene Grünanlagen. Man kann das Auto abstellen und vom Stadtzentrum bis an die Strandpromenade spazieren.
Das haben an diesem freien Tag auch ungefähr eine Million Inder aus den umliegenden Arbeitersiedlungen vor. Trotzdem ist die Stimmung friedlich und faul: Man sitzt auf warmem Beton und schaut auf die friedliche See, hinter deren diesigem Horizont man irgendwo zu Hause ist. Jeder zweite hat sich einen Bindfaden ums Handgelenk gewickelt. Das andere Ende mit einem Stein beschwert und ins Wasser gehängt, versucht er auf diese Weise an ein freies Abendbrot zu kommen. Am Hafenbecken, wo hölzerne Dhows, die traditionellen arabischen Segelboote liegen, werden drahtige Körbe für den Fischfang geflickt und Planken geschrubbt, wird Wäsche getrocknet, vor allem aber auf der Kaimauer gehockt und geschaut: jedes anlegende Dhow, jeder vorbeirauschende Katari im Sportboot ist eine willkommene Attraktion. An das ständige unverwandte Anstarren habe ich mich mittlerweile gewöhnt, so dass es kaum noch stört, wenn auch ich zu den Freitagnachmittagsattraktionen zähle. Im Restaurant "Perle von Beirut," das arabische und indische Küche verspricht, bekommen wir leckere philippinische Fischgerichte und alkoholfreies bayrisches Bier. Von irgendwoher dudelt ein Bollywoodlied, die Schatten werden lang und die arabische Nacht bricht an.

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