Wednesday, November 30, 2011

Heimweh sitzt im Magen


Neuerdings wird mir meine deutsche Identität von ganz unerwarteter Seite klargemacht: Mein Magen bestreikt ganz unmissverständlich die arabischen und indischen Curry- und Fischgerichte. Sogar um meinen geliebten Hommus, die leckeren Knoblauch-Auberginendips, Oliven und eingelegte Weinblätter muss ich einen Bogen machen. An den Kardamon- und Muskatbergen im Supermarkt halte ich mir die Nase zu, suche stattdessen verzweifelt nach Dill und Bohnenkraut. Vor dem Einschlafen träume ich von Omas grüne-Bohnen-Eintopf, von frischen Waldpilzen in Gulaschsoße, von Kartoffelklößen mit Rot- und Grünkohl, von Hühnerfrikassee und Königsberger Klopsen. Mir fällt auf, dass es in Doha zwar jede Menge indischer, türkischer, thailändischer, philippinischer, japanischer, chinesischer, sogar vietnamesischer und amerikanischer Restaurants gibt; aber nirgends einen Platz den Heißhunger auf Kartoffelsuppe zu stillen! Das ist eine Marktlücke, die ich sofort für mich beanspruchen würde, hätte ich auch nur einen Ansatz von Kochkünsten. Ich ertappe mich dabei, wie ich Rezepte für schwäbische Hefebrezeln abschreibe und bei Hausfrauengesprächen über Lauchtorte und Speckbohnen die Ohren spitze. Wenn der nächtliche Appetit ganz groß wird, schleiche ich mich zum Kühlschrank, aus dem mir ein schnödes Fladenbrot nebst Halloumi- Käse zuwinkt: Schnell zumachen.



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