Thursday, August 25, 2011

Führerschein

Heute das nächste bürokratische Abenteuer: Führerschein. Auf der Webseite der amerikanischen Botschaft heißt es, man könne mit einem internationalen Führerschein sechs Monate lang in Qatar fahren. In der Autovermietung sagt man uns aber, dieser Führerschein sei nur zwei Wochen gültig, danach brauche man einen temporären katarischen Führerschein, den man ganz einfach, in zwanzig Minuten in jeder Zweigstelle der Automobilbehörde bekomme. In dieser völlig überlaufenen Behörde werden wir von einem uniformierten Beamten abgewimmelt: Internationale Führerscheine seien hier überhaupt nicht anerkannt, wir müssten uns an einer Fahrschule anmelden und die regulären Prüfungen absolvieren...
Zum Glück kümmert sich die Universität um uns: Wir kommen mit einem Mitarbeiter von Human Resources zurück ins Führerscheinamt, absolvieren in zwei Minuten den Augentest, und schon halten wir das Anmeldeformular für den temporären Führerschein in Händen. Leider ist das alles, was an diesem Donnerstag für uns getan werden kann, denn nun geht es in die Endphase des Ramadan, genannt Eid, wo für zehn Tage alle staatlichen Einrichtungen geschlossen bleiben.
Nun könnte ich wieder sarkastisch hinzufügen, dass es hauptsächlich Qataris sind, die von diesen Feiertagen profitieren, während Fabriken, Malls und Restaurants geöffnet bleiben und natürlich von irgendjemandem betrieben werden müssen. Sehr viel Ungerechtigkeit und elitäre Strukturen in diesem Land, und allzu leicht kann man sich über alles und jeden beschweren. Wirklich überraschen tut es mich nicht mehr, dass der Universitätspool nur für Männer gedacht ist, und dass die weibliche Belegschaft von Human Resources, der wir alles was hier bisher gut geklappt hat verdanken, in einem Mini-Cubicle von Büro aufeinander hockt, während sich die Männer, denen man täglich hinterhertelefonieren muss damit eine Kleinigkeit erledigt wird, in einem gläsernen Großraumbüro auf Ledersesseln fletzen. Unsere türkischen Bekannten werden immer frustrierter, weil man von ihnen, die im Pass als Muslime ausgeschrieben sind, eine muslimische Lebensweise verlangt. Zum Beispiel können sie sich nicht für eine Alkohollizenz bewerben, wie die anderen europäischen und amerikanischen Expats, und Safiq wird komisch angeschaut, wenn er nicht mit den anderen zur nächsten Moschee strebt, wenn der Gebetsruf aus Lautsprechern schallt.
Eileen, eine Kalifornierin, die seit sechs Jahren hier lebt, lässt sich trotz allem den Optimismus nicht nehmen. Ihre Wohnung ist ein Meer aus tropischen Pflanzen, mit Riesenaquarium und Schildkröten, Souvenirs aus Afrika, Indien, Ägypten, Thailand. Sie spricht fließend Arabisch, kleidet sich wie es ihr passt, und ist Mitglied im Sportparadies "Aspire," wo es olympische Pools und einen Park mit Wegen zum Joggen gibt. Sie genießt die guten Seiten des Lebens in dieser Ecke der Welt und rät uns das Gleiche zu tun und für den Moment die Zähne zusammenzubeißen...
 Ähm, nächste Frage: Wie kommt eigentlich Post zu uns in einem Land, in dem es keine genauen Adressen und keine Postleitzahlen gibt???

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