Wednesday, August 31, 2011

Livekonzert

Zwischen der Corniche und dem feierlich angestrahlten Souk ist eine Bühne aufgebaut. Von goldgerahmten Großfotografien lächeln zurückhaltend die Stars des Abends: alle in Dishdashas und weißen Gutras, eine Frau in rotem Schleier ist dabei. Die Kulisse: eine weiße Burgmauer, rosa angestrahlt. Davor bauen die Musiker ihre Instrumente auf: Es sieht so aus, als würde sich das Orchester, bestehend aus Violinen, Cellos, elektrischen Guitarren, Keyboard, Saxophon, und Handtrommeln, auf ein klassisches Konzert vorbereiten. Wie überraschend ist der Effekt, als es unvermittelt losgeht: Der Geigenchor spielt leichtfüßig orientalische Schlangenlinien, das Saxophon wird zur Flöte eines Schlangenbeschwörers, die Trommler sitzen im Schneidersitz und trommeln auf ihrem Schoß, im Hintergrund ein Männerchor, der die Vorgabe des Leadsängers wiederholt. Letzterer ist ein schmaler langgliedriger Mann, der sich aus einiger Entfernung durch nichts von den Musikern unterscheidet. Er ist Teil des Orchesters, und seine Performance besteht aus dezentem Klatschen hin und wieder: Dann schlagen seine flächigen Hände leicht aneinander, nur symbolisch, um dem Publikum zu zeigen: Jetzt bitte Rhythmus klatschen! Die Musik muss von der Beliebtheit und dem Publikum her ein Äquivalent zum deutschen Schlager sein, Ute Freudenberg für Moslems: ganze Familien sind da, von Kleinkindern bis zur Großmutter, verschleierte Frauen und westlich gekleidete Herren, ein paar bunte Saris, hier und da Europäer wie wir. Nach einer halben Stunde kommt Stimmung auf: Anscheinend hat der Sänger ein bekanntes Lied angeschlagen. Es beginnt langsam und traurig, fängt dann an zu hüpfen, mischt ein paar jazzige Sequenzen ein, und siehe da, ein paar junge Männer im Publikum beginnen zu tanzen. Dishdashas  vollführen Bewegungen, die ich vom Bauchtanz wiedererkenne, drehen sich umeinander und beschreiben Wellenlinien mit ihren flachen großen Händen. So fremd sind uns Männer mit Schleier und weißem Kleid, dass ihr Tanz surreal anmutet. Die Verwunderung über den tanzenden E.T. im Film kann nicht größer sein, als unser Staunen bei diesem Anblick. Auf dem Höhepunkt der Stimmung ergänzt der Sänger seine Darbietung um ein bescheidenes Fächeln mit der flachen Hand.

No comments:

Post a Comment