Sunday, August 21, 2011

Souk Waqif


Der "stehende Markt" von Doha ist in ein märchenhaftes Labyrinth aus Lehmgemäuer und Balkenwerk gepflanzt. An der Stelle der heutigen Touristenattraktion befand sich noch vor kurzem ein heruntergekommener Markt aus Bretterbuden und Schotterstraßen, an den ein Bild am Eingang erinnert. Mit der Regierungszeit des Scheich Hamid bin Khalifa Al Thani wurden um die Jahrtausendwende umfassende Entwicklungsprojekte angestoßen, die unter anderem den Wirtschaftszweig Tourismus ausbauen sollen. Man versucht zum Beispiel Sportgroßveranstaltungen in die Stadt zu ziehen, um dem kleinen Land ein internationales Gesicht zu geben. Fünf Sterne Hotels schießen aus dem Boden wie Pilze an lauwarmen Herbsttagen, Kräne greifen in jeden Horizont. Man kann der Skyline beim Wachsen zuschauen, während im Souk die Beduinen wie in alten Zeiten in langen Roben und zerfetzten Turbanen auf ihren Karren hocken. Sie verharren wohl den ganzen Tag in dieser Position und beäugen die Englisch sprechenden Touristen wie Wesen von einem anderen Stern. Angeboten werden Nüsse und Süßigkeiten, Gewürze und Stoffe, Kunsthandwerk und Gold, aber auch Kleidung aus Indien, Metalltöpfe und Möbel. Was es zum Glück NICHT gibt: elektronisch bellende Aufziehhündchen, durch die Luft kreisende Plastikinsekten und sprechende Puppen. Auf dem Tiermarkt herrscht auch an einem wenig belebten Tag buntes Treiben: Jungen in Dishdashas und Gutras umstehen Welpen und Papageien, ein Haufen Küken leuchtet neonfarben, als wäre er aus bunten Ostereiern geschlüpft. Überall kann man auf rotgemusterten Decken und Kissen Shisha rauchen und gewürzten Kaffee trinken, persisch oder arabisch essen, handeln und plaudern.

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