Friday, September 16, 2011

Nachtleben um die Ecke

Nachts, nach Schließungszeit, klettere ich nochmal durch ein Loch im Zaun in den WiFi- Bereich am Clubhaus. Erschrocken stehe ich plötzlich vor dem Sicherheitsmann. Dieser schmächtige Junge ist noch ganz neu und sichtlich stolz auf seine Uniform und den guten Job, lächelt breit und stellt sich vor: Dheepi (oder so ähnlich) aus Nepal, und ich verstehe sein Englisch kaum. Er bleibt bei mir und tritt von einem Fuß auf den anderen, fragt woher ich komme, und wie es in den USA sei, und ob man nach Deutschland einwandern könne - ein ganz sanfter Junge, der die frechen Araberkinder kaum unter Kontrolle hat und sogar von den Mädchen wie ein Diener behandelt wird. Letztere haben schon gelernt Befehle auszuteilen: Streng rufen sie ihn herbei und fragen, warum er an "Ladies Day" Jungs in den Poolbereich lasse! Mein Nepalese kniet sich zu ihnen hinunter und erklärt ganz ruhig und freundlich, als hätte er tatsächliche Ladies vor sich. Und ich? Ich merke, wie viele Länder es gibt, über die ich eigentlich gar nichts weiß: Nepal - Hochglanzfotos mit Bergen und Tempeln in Tourismusbrochüren?! Er versteht und drückt mir die Visitenkarte seines Onkels in die Hand, dem eine Reisefirma gehört. Tatsächlich: in der Ecke ein Foto mit Tempel vor Bergkulisse!

Die Halbstarken im Compound langweilen sich des Nachts. Man sieht sie vor dem Supermarkt herumlungern, Brause kaufen und heimlich Zigaretten rauchen. An unserer Hausecke treffe ich auf die Horde. Diese verstummt mit einem Schlag; alle Augen richten sich auf mich. So langsam wird mir klar, warum es so wenig Amerikaner in "Al Zuhoor" gibt: Die ziehen früher oder später in den privateren Komplex "Bin Nasser" um...

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