Friday, September 9, 2011

teure Säbeltänze

 Langsam wird mir diese nationale Elite unheimlich: Gestern hat der Emir deftige Lohnerhöhungen für Staatsbürger im öffentlichen Dienst bekanntgegeben. Die betreffenden Kataris verdienen rückwirkend zum 1.September bis zu 120% mehr als vorher! Wozu solch krasse und selektive Gehaltserhöhungen? Das bedeutet, dass an der Uni nun Mitarbeiter nebeneinandersitzen, die exakt die gleichen Aufgaben ausführen, der eine aber weniger als halb so viel verdient, weil er kein Staatsbürger ist... Oder sitzen jene von Vornherein nur in den höheren Etagen der Verwaltung? Wer ist eigentlich katarisch und wer nicht? - Auf einmal merke ich, dass die netten Frauen in der Personalabteilung selbst aus Syrien und dem Iran kommen, obwohl sie die schwarzen Abayas tragen ("Die sind so praktisch: Ich muss nicht entscheiden, welche Bluse zu welchem Kopftuch passt... "), und dass wir eigentlich überhaupt keinen Kontakt zu echten "nationals" haben (Vielleicht sind die so reich, dass sie es sich leisten können im Ausland zu leben?)!
Hier ist, so scheint es, eine Nation am entstehen, die sicherstellen muss, dass sie vor lauter Einwanderern nicht untergeht, obwohl sie diese  braucht um sich selbst zu erfinden. Am Doha Film Institute lässt man sich von Franzosen zeigen, wie gute Filme gemacht und  nationale Mythen hergestellt werden. Im Oktober kommt "Schwarzes Gold" von Jean-Jacques Annaud auf die Leinwand: der erste Film, der in Qatar spielt und im Grunde die Geburt der Moderne auf dieser Halbinsel feiert. An der Universität zeigen amerikanische Professoren, wie man Geschichsbücher schreibt. "History of Qatar" wird von ausländischen Orientalisten und Religionswissenschaftlern unterrichtet, und in der Innenstadt bauen indische Arbeiter das "national museum," wie es schon jetzt seinen Platz in den Reiseführern hat.
Es wird spekuliert, dass die Lohnerhöhungen zum Heiraten und Kinderkriegen ermuntern sollen. Katarische Hochzeiten sind, so lasse ich mir von meinem phillippinischen Fahrer unterwegs zur nächsten Behördenhürde für die Aufenthaltserlaubnis erzählen, sehr teuer - "und LANGWEILIG!" - muss er lachend hinzufügen: "Beduinische Säbeltänze und Teetrinken unter Männern..."

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